Im Frühsommer dieses Jahres habe ich ein Interview gesehen. Kurt Aeschbacher interviewte
Barbara Burtscher, die in den USA zur Astronautin ausgebildet werde um später mal auf den Mars zu fliegen und dort eine Atmosphäre zu schaffen, in welcher dann Menschen leben können.
Ich habe mich halb totgelacht. Dann dachte ich, nun ja, vor 70 Jahren lachte man auch, wenn jemand zum Mond fliegen wollte. Heute scheint dies kein Problem mehr zu sein. Obwohl der erste und einzige gelungene Versuch ja tatsächlich ein Fake ist und einen weiteren Versuch hat es nicht mehr gegeben. Offensichtlich ist es auch nicht so erstrebenswert, zum Mond zu fliegen. Ich persönlich glaube nicht, dass die Menschen Ende der 60er Jahre auf dem Mond waren. Aber das ist eine ganz persönliche Ansicht und hat mit Frau Burtscher und dem Mars nichts zu tun. Jedenfalls fand ich es lachhaft, was die Frau da erzählte.
Sie sei schon als Kind fasziniert gewesen vom Weltall und hätte daher Astrophysik studiert und den Sprung in die NASA tatsächlich geschafft. Dann erzählte sie, was die NASA mit dem Mars so vorhat und versicherte ernsthaft, dass der Flug zum Mars in ca. 20 Jahren möglich sei und sie, Barbara Burtscher, werde dann dabei sein und für uns Menschen eine neue Welt erschaffen. Es wurde dann ein Film eingeblendet, in welchem man Barbara mit ihren Teamkollegen sah, die in der Wüste von Utah mit Raumanzügen herumliefen und Steine sammelten. Das war das Training für den Mars. Sie hatten auch eine Raumstation in der Wüste, in der sie wochenlang zusammen lebten um auch dieses Zusammenleben im Team zu testen. In diesem Training gab es auch nur Weltraumkost und die Leute mussten sich so verhalten, als gäbe es draussen (noch) keine Atmosphäre und man würde bald an Krebs zu Grunde gehen, da der Mars ja unter gefährlichen Strahlungen leiden würde.
Einerseits faszinierte mich die Zielstrebigkeit dieser Frau Burtscher. Sie hatte sich als kleines Mädchen entschlossen, einmal in den Weltraum zu fliegen und arbeitete fortan diesem Ziel entgegen. Ich hingegen verbrachte meine Kindheit mit Spielen und schmiedete keinen einzigen Zukunftsplan. Selbst als ich dann erwachsen wurde, und zuhause auszog, hatte ich keine Pläne. Ich lebe bis heute einfach in den Tag hinein. Daher verdiene ich auch nicht so viel, wie andere, zielstrebige Menschen und werde auch nicht am TV und von Zeitungen interviewt, was mir wieder Gedanken darüber machte, ob ich mein Leben nicht sinnlos verplempern würde. Ich gebe zu, ich war etwas neidisch auf Frau Burtscher, die ein Ziel hatte und dies offensichtlich auch erreichte. Andererseits ging mir diese Frau so auf den Keks, nicht wegen dem Neid, sondern weil sie sich offensichtlich für nichts anderes zu interessieren scheint. Eine Frau, die über Astrophysik Bescheid weiss, aber sonst über gar nichts. Ein Dummchen in meinen Augen, die alles Wissen, das sie hat, einfach nur auswendig gelernt hat und über kein Allgemeinwissen verfügt und wahrscheinlich auch nicht über allzuviel Menschenkenntnis, also eigentlich nicht überlensfähig ist.
Heute surfte ich arglos auf die Internetseite der Basler Zeitung. Eigentlich suchte ich etwas ganz anderes und stolperte ganz zufällig über einen Bericht. In diesem Bericht stand, dass Frau Burtscher niemals bei der NASA gewesen sei. Nicht mal als Touristin. Sie ist eine Hochstaplerin und hat alle hinters Licht geführt. Nachdem dies rauskam, meinte sie, sie hätte nie behauptet, etwas mit der NASA zu tun zu haben und sei lediglich falsch verstanden worden. Sehe ich nicht so. Ich kann mich an das Interview noch erinnern, als hätte ich es eben erst gesehen und sie hat ganz klar gesagt, dass sie im NASA Recruiting Center war und dort rekrutiert worden sei und nun eine Ausbildung zur Astronautin machen würde. Hätte sie das nämlich nicht gesagt, wäre ich nicht halb so beeindruckt von ihr gewesen und hätte wahrscheinlich weiter gezappt.
Irgendwie wurde mir dann auch klar, dass ich mir keine Vorwürfe machen muss, weil ich mein Leben verplempert habe. Das habe ich nämlich nicht. Im Gegensatz zu Barbara Burtscher stehe ich (noch) nicht mit Negativschlagzeilen in der Presse, habe noch nie eine Morddrohung erhalten und traue mich immer noch aus dem Haus. Zudem hatte ich keine schweren Stresserkrankungen, musste auch noch nie Stellung zu meinen eigenen Aussagen nehmen undsoweiter undsoweiter. Gottseidank bin ich kein zielstrebiger Mensch.
Man stelle sich vor, ein Mensch unternimmt (fast) alles, um seinen Traum zu verwirklichen, dies klappt aber dann doch nicht. Das Leben ist dann wirklich verplempert, finde ich. Blöd ist aber auch, wenn man einen Traum hat und den zum vornherein nicht zu verwirklichen versucht, weil man ja sowieso nicht das Ziel erreicht. Beide Varianten sind doof und können einen Menschen wahnsinnig machen. Aber, if you ain't got no dreams, you ain't got no dreams to come true.
Und bei all dem Rumgehänge und Spielen und Nichtstun habe ich doch etwas Entscheidendes mitgenommen, ich habe Menschenkenntnis (auch wenn ich ihr nicht immer traue), ich dachte nämlich schon bei besagtem Interview, dass die Frau ja nicht normal ist. Ich habe auch Allgemeinwissen gesammelt. Ich weiss von allem ein bisschen. Ich glaube nicht blind alles, was mir erzählt wird, zb. dass die Menschen vom Erdball weg auf andere Planeten fliegen können. Ich glaube zb. nicht, dass die Menschen in der Lage sind, sich von der Erdanziehungskraft zu entfernen. Auch wenn ihnen das mit Robotern gelingen mag, wie sie behaupten, was ich aber nicht glaube. :-) Ich habe gelernt, mir meine eigene Meinung zu bilden.
Vorallem aber habe ich gelernt, dass es weitaus intelligentere Menschen gibt, als ich bin, egal was ich kann und weiss, und daher niemals so einen Bullshit erzählen würde in Zeitungen und Interviews, wie Frau Burtscher, denn ich weiss, dass das eines Tages auffliegt. Frau Burtscher war so überzeugt von sich und ihrer Intelligenz, dass sie tatsächlich denkt, wir alle gehen ihr auf den Leim. Selbst jetzt, wo es rausgekommen ist, behauptet sie noch, es sei keine Absicht gewesen. (Ich habe euch den Mars vom Himmel geholt, aber ihr solltet gar nie denken, dass ich das wirklich wollte.) Ich habe gelernt und am eigenen Leib gespürt, was Karma ist und weiss daher, what goes around comes around. Und dass, wenn man das weiss, es gleich 7x zurückkommt. So wie bei Frau Burtscher.
Und diese ganze Geschichte konnte mir tatsächlich ein verschmitztes Lächeln aufs Gesicht zaubern heute morgen. Und daher, vielen Dank Frau Burtscher, dass Sie mir gezeigt haben, wieviel Wert ich bin und wie wenig ich mein Leben tatsächlich verplempere. :-)